Selbst mittelständigen Unternehmen wird immer bewußter, daß verstärkt mit alten und neuen Methoden der Spionage u.a. Formen der Wirtschaftskriminalität versucht wird, Vorteile im Wettbewerb zu erlangen. Dabei gibt es weder nationale Grenzen noch Beschränkungen auf bestimmt Größenordnungen. Für Sicherheitsunternehmen und den Werkschutz eröffnen sich damit weitergehende und auch neue Aufgaben, die der Staat nicht mehr bereit oder in der Lage ist zu erfüllen. Viele Unternehmen erkennen oft nicht die realen Ursachen für wirtschaftliche Rückgänge, wie den Verlust von Kunden oder das Ausbleiben von Zahlungen, nicht erkennen. Aufgrund ihrer kaufmännischen Seriösität vermuten sie noch nicht einmal die kriminelle Hand des Wettbewerbers. Von der eigentlichen Erkenntnis bis zu realen Gegenmaßnahmen vergeht i.d.R. nochmals viel Zeit. Auf die Möglichkeiten privater Sicherheitsdienstleister besinnt man sich noch zu spät, weil deren Angebote zu unbekannt und in Deutschland auch sehr spezialisiert sind. Mittelstand im Visier Beispielsweise wurde ein mittelständiges Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. DM langfristig angegriffen, indem Kunden nach ihrer Kaufentscheidung verunsichert, zur Annullierung der Verträge und gleichzeitig zu Schadensersatzforderungen angestiftet wurden. Es entsprach der Natur des Wirtschaftsgutes, daß bis zur Entscheidung des Kunden ein sehr langwieriger Überzeugungsprozeß notwendig war, da es sich bei der Kaufsumme um einen sehr hohen Betrag handelt. Die Analyse aller Vorfälle ergab, daß selbst vollständig getrennte Erscheinungen einer lenkenden Hand zuzuordnen waren. Es entstand der Verdacht der Schädigung durch mehrere Formen: Ausnutzung illoyaler Mitarbeiter, Abhören von Gesprächen in der Geschäftsführung, Auswertung der Auftragsbeziehungen zwischen Unternehmen und freien Mitarbeitern, Observation des Verkaufspersonals auf dem Weg zum Kunden und zum Verkaufsobjekt. In der Endkonsequenz hatten wir hier eine Vielzahl parallel laufender und gut aufeinander abgestimmter Methoden der Ausforschung und Beeinflussung. Neu für den Mittelstand erscheinen die eingesetzten technischen Mittel, wie der Einsatz von Abhörtechnik (Bild). Ziel der Angriffe waren Informationen über Verträge, Preise, potentielle Kunden und die Möglichkeiten ihrer Beeinflussung. Interessant ist auch die Ausnutzung des Wirtschaftsangriffes durch völlig andere Gruppen, hier das Oktroyieren von Schadenersatzforderungen mit dem Realziel des außergerichtlichen Vergleichs. Parallelen mit Osteuropa Die Erfahrungen besagen, daß es sich nicht um ein typisch deutsches Problem handelt. Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen in Ost und West in Ihrer Sensibilität, mit der sie Sicherheitsprobleme behandeln. Auch kleinere Unternehmen in Osteuropa achten wesentlich intensiver darauf, daß Einstellungskandidaten sorgfältig überprüft, die Möglichkeiten der technischen Aufklärung und Abwehr genutzt werden und bei Vorliegen eines Verdachts wesentlicher schneller reagiert wird. Eine Reihe westeuropäischer Unternehmen hat hier trotz Größe und vorhandener wirtschaftlicher Möglichkeiten viel Lehrgeld zahlen müssen. Wer als international bekanntes Unternehmen in der Presse nach einem Buchhalter sucht, muß damit rechnen, daß kriminelle Strukturen versuchen, diese Schlüsselposition zu besetzen. Wer, wie bei einen weltbekannten Handelsunternehmen vorgekommen, in Osteuropa die Bewachung der Lager über das Wochenende durch einzelne einheimische Bewachungskräfte ausführen läßt, verstößt gegen einen elementaren Organisationsgrundsatz osteuropäischer Sicherheitsunternehmen. Entwicklungsschwerpunkte Die Abnahme der staatlichen Verantwortung für bestimmte Formen der Angriffe auf die Wirtschaft erhöht die Möglichkeiten privater Sicherheitsunternehmen. Unter Berücksichtigung der spezifischen Vergangenheit Europas wurde die Verantwortung staatlicher Sicherheitskräfte im Kalten Krieg, auch Schutz bei vielfältigen Wirtschaftsdelikten zu bieten, in dieser Richtung zwangsläufig im Vergleich z. B. mit Amerika vernachlässigt. Dies betrifft auch viele Ermittlungsdienste in den Werkschutzabteilungen. Wirtschaftsangriffe konzentrieren sich nach wir vor auf die Gewinnung von Informationen. Dem dienen u.a. der Einsatz von Wirtschaftsspionen, die Ausnutzung illoyaler Verhaltensweisen, der Einsatz technischer Mittel zur Aufzeichnung von Gesprächen, dem Abhören von Telefonaten, dem Erfassen von Datenströmen und auch eine immer verbesserte Zusammenführung von Informationen und deren globale Auswertungen. Die politischen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen in den letzten Jahren führten im Vergleich zur Zeit des Kalten Krieges zu völlig veränderten Bedingungen. Deshalb wächst die Eigenverantwortung der Unternehmen für ihre Sicherheit damit zwangsläufig. Wer annimmt, daß das Einfließen der Organisierten Kriminalität aus Osteuropa sich vorrangig auf den Menschenhandel, den Zigaretten- und Rauschgifthandel, den Waffenhandel, den Autodiebstahl, die Prostitution und Umweltdelikte konzentriert, irrt. Zum einen wird auch über diesen Weg versucht, mit den erwirtschafteten Geldern in die seriöse Wirtschaft einzudringen. Zum anderen gibt es aber sehr wohl spezialisierte Gruppen, die sich schwerpunktmäßig auf die Ausforschung der Wirtschaft hinter seriös erscheinenden Firmierungen und das Verkaufen der erlangten Informationen konzentrieren. Übereinstimmend finden wir u.a. folgende Tendenzen:
- Die Technik läßt sich immer wirkungsvoller, unerkannter und einfacher nutzen. Sie ist auch für kleinere Unternehmen wirtschaftlich erschwinglich. Nationale gesetzliche Grenzen der Anwendung bestimmter Techniken werden ignoriert, weil die Gefahr der Aufdeckung relativ gering ist und die angedrohte Strafe in keinem Verhältnis zum kriminellen Erfolg steht.
- Der kriminelle Mißbrauch der Technik wird durch die Vielfalt ihrer Funktionen, ihre natürlichen Schutzmechanismen und die zunehmende Schnelligkeit zumindest begünstigt.
- Der Austausch von Datenbeständen einschließlich des Datendiebstahls durch illoyale Mitarbeiter ist relativ einfach und schwer personifizierbar. Mögliche komplexe Schutzmechanismen werden unzureichend genutzt, als schädliches Mißtrauen disqualifiziert.
- Die Möglichkeiten des relativ ungehinderten Datentransfers über das Internet einschließlich der Chiffrierung begünstigt unkomplizierte, grenzüberschreitende Kontakte mit Bild, Ton und sensiblen Daten.
Private Dienstleister Ein Sicherheitsstandard der mittelständigen Unternehmen wird oft angenommen, aber noch zu wenig professionell geschaffen. Zuerst wird i.d.R. die Unsicherheit wahrgenommen, wenn es zu Vorkommnissen kommt. Somit steht an der ersten Stelle die Überzeugung von der Notwendigkeit eines präventiven Wirtschaftsschutzes. Gerade das Bedürfnis des Unternehmers, seine Probleme möglichst nicht öffentlichkeitswirksam werden zu lassen, bietet eine Chance für spezialisierte private Sicherheitsunternehmen, die über die Fähigkeit zur Kooperation verfügen. Ein simples Beispiel verdeutlicht dies:
Lückenlose Maßnahmen zum Schutz des gesprochenen Wortes und der Information durch geeignete technische Abwehr führen zwangsläufig zu einer Gefährdung der Informationsträger, wie der Spitzenmanager, aber auch deren Familien. Damit entstehen neue Bedürfnisse des Personen- und Objektschutzes. In einer Konzeption müssen diese Zusammenhänge dargestellt und am Objekt und den Personen spezifiziert werden. Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, durch Maßnahmen des technischen Abhörschutzes eine Scheinsicherheit im Bereich des Unternehmens aufzubauen und dabei die restlichen Bewegungs- und Privatsphären der Informationsträger zu vernachlässigen. Umgekehrt dürfen nicht die Objektbewachung oder der mobile Personenschutz als Allheilmittel gesehen werden. Hier ist die Kooperation der in Deutschland überwiegend spezialisierten Unternehmen erforderlich.
ISG International tätige SICHERHEITSGESELLSCHAFT mbH