Auszug aus: WIRTSCHAFTSSCHUTZ & SICHERUNGSTECHNIK 12/97, Seiten 56-58
Innovationen benötigt - Von Entwicklungen und Trends im Sicherheitsbereich in Osteuropa und Deutschland
Dr. Lutz Viëtor: Der Haustechnikplaner hat heute bereits ganz normale Schwierigkeiten, der technischen Entwicklung seiner Standardanlagen zu folgen, wie soll er dann noch ohne Ausbildung und Erfahrung die Sicherheit konzipieren und planen? Die osteuropäischen Märkte wurden noch vor wenigen Jahren gezielt von deutschen Sicherheitsunternehmen der unterschiedlichsten Ausrichtung in Angriff genommen - mit wenig Erfolg, wie es heute scheint. Dennoch konnten auch in diesen Märkten deutsche Unternehmen mit viel Flexibilität Fuß fassen.
W&S sprach vor diesem Hintergrund mit Dr. Lutz Viëtor, Geschäftsführer der ISG mbH Berlin, einem Unternehmen, das bisher überwiegend in Osteuropa auch mit einem eigenen Tochterunternehmen tätig war und jetzt den deutschen Markt verstärkt in Angriff nimmt.
Die heutige ISG mbH war bisher überwiegend in Osteuropa tätig und orientiert sich jetzt nach Gesellschaftsveränderungen innerhalb des Unternehmens auch verstärkt auf den deutschen Markt. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Die ISG mbH ist trotz längerer Präsenz auf dem Markt formal-juristisch 1996 gegründet worden. Sie ging nach einem Gesellschafterwechsel unter Beibehaltung der Unternehmensgegenstände der 1994 aus einem Bewachungsunternehmen ausgegründeten "alten" ISG hervor. Dieses Unternehmen war aufgrund vertraglicher Bedingungen damals ausschließlich auf Osteuropa konzentriert, und daraus resultieren die Schwerpunktaktivitäten in Osteuropa mit der baltischen Tochter mit Filiale in Vilnius/Litauen, zwei Außenstellen und freien Mitarbeitern für den Sicherheitsservice. Aktionsfelder sind hier Beratung, Planung, Projektierung, Kompletterrichtungen und Versorgung, zunehmend mit angrenzenden Serviceleistungen im Bereich der Transportsicherheit, und organisatorischer Dienst im Baltikum. Seit 1996 konzentrieren wir uns zudem auf den deutschen Markt mit den Aufgabenschwerpunkten Beratung, Fachplanung, Sicherheitsorganisation, Baubetreuung und ausgewählte Serviceleistungen, u.a. Gutachten und Ermittlungen für Versicherungen sowie Sicherheitsservice mit Partnern. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung ist geplant, über projektspezifische Partnerschaften mit anderen Unternehmen die Leistungsfähigkeit der Unternehmensgruppe zu steigern, um damit die notwendige Flexibilität und Basis für innovative Sicherheitslosungen zu haben. Hierbei nutzen wir modernste Kommunikationstechnologien wie das Internet etc. und schaffen damit eigentlich ein "virtuelles Unternehmen".
Als Berater und Planer sind Sie trotz umfangreicher Erfahrungen quasi ein "Newcomer" auf dem deutschen Markt. Wie beurteilen Sie die grundsätzliche Situation "Ihrer" Branche? Die Sicherheitsberaterbranche in Deutschland ist schwer zu fassen. Ich denke, nachfolgende Geschichte charakterisiert die Situation gut: Im Jahre 1996 hatte der WDR für ein bestimmtes Thema mehrere Monate in Deutschland intensiv generalistisch arbeitende Berater im Sicherheitsbereich gesucht, um mich dann in Riga zu finden. Interessant ist die danach getroffene Feststellung der Journalisten, daß es in Deutschland wenig generalistisch arbeitende Sicherheitsberater gibt. Das deckt sich mit meiner Einschätzung. Der Sicherheitsberater in Deutschland ist ein überwiegend spezialisierter Fachberater, der meist noch mittelständisch und branchen- oder gegenstandsgebunden organisiert ist. Damit hat die Branche schon strukturelle Probleme, modernen generalistischen Aufgabenstellungen gerecht zu werden. Umstellungen im Sinne von Erweiterungen der Planungsbasis, selbst wenn sie als Notwendigkeit bereits erkannt werden, erfordern i.d.R. hohe Investitionen und unterbleiben deshalb vielfach. Das beginnt bereits mit den Kosten für die eigene Fortbildung. Wer aber heute global operierende Unternehmen bedienen will, muß selbst international erfahren sein, und das kostet Jahre. Die ISG mbH z.B. ist eigentlich erst nach sechs Jahren überprüfbarer Ergebnisse und auch dem Bewältigen und Überleben von Krisen in Osteuropa wirklich anerkannt. Darüber hinaus haben Berater und Planer in Deutschland noch mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Heute verfügen jedes große Unternehmen und die Banken über erfahrene Sicherheitsplanungsabteilungen, die in bezug auf die Vergabe an Private sehr zurückhaltend sind. Gerade Konzeptions- und Vorplanungsarbeiten werden dort abgewickelt. Dabei wäre eine stärkere Inanspruchnahmen externer Berater wünschenswert und das auch aus fachlicher Sicht. Das wurde sicher bestimmte festgefahrene Wege und Gewohnheiten zum Nutzen der Unternehmen und Banken öfter in Frage stellen und innovativen Losungen die Tür öffnen. Bei Ausschreibungen aus diesen Bereichen überwiegen Standardlosungen, teilweise versteckt oder offen mit Vorgaben der einzusetzenden Technik, die wenig Spielraum für eigene Ideen bieten.
In Deutschland werden immer mehr integrierte Systeme realisiert. Bieten sich damit neue Perspektiven für Sicherheitsplaner und wie muß er mit Planern im Bereich der Hausleittechnik oder Architekten zusammenarbeiten? Kommen wir zuerst zu den Architekten. Es ist schwer, Architekten zu motivieren, sich mit Sicherheit auseinanderzusetzen. Das mag einerseits an dem geringen Investitionsvolumen für Sicherheit an einer Gesamtbausumme liegen und andererseits daran, daß Architekten i.d.R. mit Sicherheitsregelungen und -standards konfrontiert werden, die ihre Ziele kaum berücksichtigen. Hier muß der konstruktive Dialog seitens der Sicherheitstechnik ansetzen, und oft lassen sich praktikable und auch innovative Losungen finden, die allen Belangen gerecht werden. In bezug auf die Haustechnikplaner ist die Situation komplexer. Ich bin überzeugt, daß die neuen Herausforderungen im Bereich der integrierten Haustechnik absehbar zu Veränderungen führen werden. Bereits heute wird sichtbar, daß traditionelle Planungen ohne innovative Konzepte immer öfter in eine Sackgasse führen. Die Fachplaner "Haustechnik" tun sich jedoch noch schwer, ihre Erkenntnis, daß Sicherheit nicht mehr wie bisher quasi nebenbei mitgeplant werden kann, oder Angebote der Hersteller sich zur Vor- und Ausführungsplanung umarbeiten lassen, in konkrete Vergaben oder Kooperation umzusetzen. Die Zukunft haben jedoch integrale Lösungen, also die stärkere Verknüpfung einerseits der Sicherheits- und Kommunikationstechnik zu einheitlichen Systemen und andererseits der gesamten Haustechnik zu einem Netz. Es geht nicht um die Bewältigung der rein technischen Aufgabenstellungen. Notwendig ist eine Sicherheitsphilosophie, deren Konzept die Sicherheitsbedürfnisse konkret beachtet und sich in die Haustechnik einordnet. Der Haustechnikplaner hat heute bereits ganz normale Schwierigkeiten, der technischen Entwicklung seiner Standardanlagen zu folgen, wie soll er dann noch ohne Ausbildung und Erfahrung die Sicherheit konzipieren und planen?
Eröffnen sich daraus nicht Perspektiven für die Sicherheitsplaner? Der Ruf nach Fachplanern für Sicherheitssysteme sollte eigentlich zunehmen, die Bedingungen für eine integrierte Fachplanung liegen vor. Hinderlich sind die Traditionen und die Sorge der Haustechnikplaner, Aufgaben und damit Einnahmen zu verlieren. Auch die Auftraggeber haben gern einen Partner, akzeptieren jedoch auch zunehmend den Fachplaner. Dieser muß allerdings auch über fachliche Kompetenz verfügen, also über planerische Erfahrungen, Schwachstromkenntnisse, Systemkenntnisse und natürlich vorangestellt konzeptionelle Fähigkeiten. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Sie sprachen an, daß in Deutschland meist nur Standard geplant wird und daß kaum Raum für innovative Konzepte ist. Bei einem europaweiten Discounter konnten Sie mit einem Überwachungssystem neue Wege beschreiten. Was charakterisiert Ihr Konzept? Das unsere Lösung wirklich neu ist, glaube ich nicht. Vielleicht erscheint sie heute aufgrund der Datenschutzanforderungen und deren restriktiven Auswirkungen bei bestimmten Sicherungsaufgaben nur unüblich. Es handelt sich bei dem Konzept - inzwischen sind 80 Anlagen realisiert - um eine offensive Kameraüberwachung mit öffentlicher Auswertung. Entscheidend war das Abweichen von der in Deutschland allgemein üblichen diskreten Überwachung. Meines Erachtens werden oftmals die psychologischen Aspekte fehlinterpretiert oder einfach übersehen und das Kundenverhalten falsch vorausgesehen. Technisch und planerisch ist die realisierte Videoüberwachung einfach. Aufwendig waren dagegen die Analyse und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen bis zur Standortbestimmung der Kameras. Schon unscheinbare Abweichungen bei der Kamerapositionierung können den Präventionsaspekt nachhaltig beeinträchtigen. Auch unter wirtschaftlichen Aspekten ist dieses Konzept interessant. Kriterien sind der doppelte Nutzen für den Auftraggeber: erhebliche Minimierung der Verluste mit durchschnittlich mehr als 100% in einer Inventurperiode und die Möglichkeit der Reduzierung der Detektive. Ein Nebeneffekt ist, daß dort, wo keine Reduzierung der Verluste auftritt, Personaldiebstahl als eine mögliche Ursache zumindest geprüft werden muß, da bisher immer spürbare Veränderungen festzustellen waren. Zentraler Punkt bei diesem Konzept ist für mich der Aspekt der Abschreckung, weshalb Schutzkonzepte, die auf Detektiven beruhen, am Thema vorbeigehen. Es kann im Sinne aller Beteiligten nicht das Ziel sein, Täter zu fassen, sondern Straftaten zu verhindern. Ich denke auch, daß einfache Lösungen, die auf einer soliden Analyse der Gefährdungssituation beruhen, in Zukunft immer mehr gefragt werden. Ein Beispiel hierfür ist z.B. der Spielhallenbereich, wo man betreiberseitig stark an die Kosten denkt und jetzt die neue UVV Spielhallen umsetzen muß.
Wie beurteilen Sie die UVV Spielhallen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit? Die UVV Spielhallen ist in weiten Teilen ein sehr gutes und auch wichtiges Regelwerk. Sie läßt nur in bestimmten zentralen Bereichen Schlupflöcher, die in der Praxis zu einer substanziellen Aushöhlung des Sicherheitsgedankens führen könnten. Hier scheint es, als seien Kostenaspekte in starkem Maße berücksichtigt worden. So hat z.B. die Aussage, daß die UVV mit einer Kamera erfüllt ist, mit der Situation in der Praxis wenig zu tun. In unübersichtlichen Spielhallen, in denen jeder Automat quasi ein Geldautomat mit allen Problemen der Ver- und Entsorgung ist, bietet eine Kamera wenig Sicherheit.
Wie sehen Sie die grundsätzliche Entwicklung des Sicherungsmarktes in Deutschland und welche Trends machen Sie aus? Grundsätzlich sind in Deutschland derzeit nur wenige Innovationen und positive Trends festzustellen. Der in Deutschland traditionell mittelständisch geprägte Sicherheitsmarkt ändert sich nur langsam, und auch größere Unternehmen scheinen Schwierigkeiten zu haben. Das ist sicherlich in verschiedenen Kernsegmenten auf die normativen Regelungen im Technikbereich zurückzuführen, die nicht nur eine qualitätssteigernde Funktion haben, sondern den Markt immer noch sehr abschotten. Es ist interessant, wie z.B. in Osteuropa deutsche Standards bewertet und mit anderen westeuropäischen verglichen werden. Sie gelten mit Ausnahme des Brandschutzes nach wie vor als Qualitätsmerkmal, allerdings oft als zu restriktiv und hinderlich für Anwendungen mit durchschnittlichen Anforderungen. Der Brandschutz wird dagegen zunehmend sehr kritisch gesehen, weil er sich zu einseitig auf den baulichen Brandschutz beschränkt, der oft erst greift, wenn es schon brennt. Ich bin der Überzeugung, daß der osteuropäische Standard auf diesem Gebiet hoher ist. Heute denkt man in Deutschland zwar darüber nach, aber viel geändert hat sich nicht. Nach wie vor gibt es zu viele Tote, die möglicherweise durch eine rechtzeitige Brandmeldung - ein Bereich, der in Deutschland nicht geregelt ist - noch leben könnten. Doch kommen wir zum Sicherheitsmarkt zurück. Ein weiterer Punkt ist, daß sich deutsche Unternehmen nur langsam auf Marktveränderungen einstellen. Man hat vielfach den Eindruck, daß sie immer noch sehr geruhsam und insgesamt überteuert produzieren und arbeiten. Ausdruck sind vor allem Kunden- und Service-Unfreundlichkeit. Sie glauben gar nicht, in wie vielen Unternehmen in der Urlaubszeit kein kompetenter Ansprechpartner zu erreichen ist, freitags ab 11 .00 Uhr die Anrufbeantworter die Herrschaft übernehmen und die Tischzeit heilig ist. In dieser Zeit schließen andere Unternehmen aber Verträge ab. Dazu kommt, daß sich in Deutschland gerade im Auftragsvergabebereich Strukturen entwickelt haben, die die Unternehmen unflexibel machen. Für einige Unternehmen sind die traditionell geprägten Entscheidungen öffentlicher Auftraggeber überlebensnotwendig. Und hier wird es Probleme geben, denn notwendige Änderungen im Preis-Leistungs-Verhältnis stehen meines Erachtens an. Die Sicherungstechnik hat zuerst eine Informations- und Schutzfunktion zu erfüllen. Sie muß sich zunehmend in Haustechniksysteme integrieren. Unter diesen Gesichtspunkten sind Beschränkungen auf das Wesentliche ebenso erforderlich wie Bedienerfreundlichkeit und Situationsangemessenheit. Deutsche Technik leistet sehr viel, nur wird selten alles gebraucht. Dafür kostet jede Erweiterung zusätzlich. Hier zeigen ausländische Hersteller deutlich mehr Flexibilität. Ebenso wie sich die Sicherungstechnik mit der Haustechnik verbindet, nehmen die Funktionen der personellen Dienstleistungen im Bewachungsbereich zu. Dazu gehört auch die Überwachung, Inspektion und Wartung integraler Systeme, und das stellt höhere Anforderungen als bisher die Kontrolle von Alarmzentralen. Diesen Anforderungen genügen viele Bewachungskräfte nicht, und die untertariflich Bezahlungen sind dabei nicht förderlich. Moderne Sicherheitssysteme benötigen qualifiziertes Personal, und das muß angemessen entlohnt werden. Es ist wichtig, daß sich die Unternehmen diesen Aufgaben stellen und sowohl in der Breite wie auch in der fachlichen Tiefe bedarfsgerechte Dienstleistungen anbieten. Hier müssen viele Unternehmen noch umdenken auch vor dem Hintergrund, daß ausländische Unternehmen dies bereits realisieren und auf dem Sprung sind. Grundsätzlich muß sich der deutsche Markt in allen Bereichen noch besser auf die Kundenanforderungen einstellen, um nicht im Wettbewerb mit ausländischen Unternehmen, die sicherlich auch in Deutschland aktiv werden, ins Hintertreffen zu geraten.
Eines Ihrer zentralen Aktionsfelder ist Osteuropa. Welche Entwicklung durchläuft hier das Sicherheitswesen und welche Perspektiven zeichnen sich ab? In Osteuropa ist eine konsequentere Trennung in personelle Dienstleistungen, Errichter und Hersteller festzustellen. Der Markt für Bewachungsunternehmen, Personenschutzes und Detektive ist gesättigt. Hier sollte in den nächsten Jahren sicher eine Selektion erfolgen, weil sich marktwirtschaftliche Grundsätze langsam durchsetzen. Alte Kontakte und Beziehungen haben entweder diese Richtung genommen und sich manifestiert oder sie werden nicht mehr ausreichen. Es dominieren ehemalige Angehörige von Miliz, Armee und Sicherheitsdiensten, die gut ausgebildet und ausgerüstet sind. Dieser Markt ist weitestgehend abgeschottet, ausländische Anbieter haben es ohne Partner schwer und ziehen sich meist nach kurzer Zeit aus dem Markt zurück. Parallel zur Privatwirtschaft existieren staatliche Strukturen, zum Teil privatisiert oder scheinprivatisiert, die die Leistungen von Alarmaufschaltzentralen, Bewachung und Funkwagen anbieten. Hier handelt es sich um die Reste einer die gesamte ehemalige Sowjetunion umfassenden Sicherheitsstruktur ähnlich einer "Wachpolizei". Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen wurden bereits erfolgreich eingegangen, allerdings ohne deutsche Beteiligung. Diese Partnerschaften sind aber der Zugang zu öffentlichen Auftragen. Verstärkt werden im Zuge der Konversion russische Unternehmen als ernst zu nehmende Errichter von Sicherheitstechnik tätig. Ihre Systeme werden immer besser, die Bus-Leitsysteme für Brandmeldetechnik sind bereits von den sehr kritischen Feuerwehren zugelassen. Damit liegen z.B. hier die rechtlichen Voraussetzungen für innovative Haus-Bus-Steuerungen vor,
die uns in Deutschland noch fehlen. Wenn diese Grenze beseitigt ist, muß man mit ernsthafter Konkurrenz auch in der EU rechnen. Herstellerseitig lösen sich osteuropäische Unternehmen langsam aus den alten planwirtschaftlichen Strukturen und zeichnen sich unter dem Strich durch schnelle, innovative und flexible Reaktionen auf den Markt aus.
Wie sind die Perspektiven für deutsche Unternehmen? Die Perspektiven sind aufgrund der Marktgepflogenheiten in Osteuropa nicht gut. So müssen z.B. Lager bei den Errichtern vorfinanziert werden, die dann mit angepaßten Preisen gegen russische, israelische und kanadische Billigtechnologie bestehen müssen. Vor diesem Hintergrund hat deutsche Technik nur in einzelnen Projekten, wenn es um spezielle Lösungen geht, eine Chance. Der große Markt ist den meisten deutschen Unternehmen bisher verschlossen. Dem grundsätzlich guten Ruf deutscher Unternehmen hat darüber hinaus die Tatsache, daß sich verschiedene Unternehmen vor Ablauf von Garantiezeiten aus diesem Markt zurückgezogen haben, geschadet. Chancen bestehen für ausländische Unternehmen vor allem im Handels- und Errichterbereich. Dabei ist zu beachten, daß ein ausländisches Unternehmen nicht so einfach in Osteuropa tätig werden kann, es müssen die Lizenzbestimmungen eingehalten werden. Natürlich gibt es Zwischenlosungen, i.d.R. für ein bis zwei Projekte, aber je mehr man sich auf Scheinlösungen einläßt, desto erpreßbarer wird man.
Eines Ihrer Projekte ist derzeit das Transitlager in Lettland. Bitte beschreiben Sie dieses Projekt . Dieses Projekt dient dem sicheren Transport von Waren jeder Art nach Russland und die anderen Staaten der ehemaligen GUS - außer in Krisengebiete - über das Baltikum. In den letzten Jahren sind einige Transitlager in Lettland im Wettbewerb zu Hamburg, St. Petersburg, Finnland und Litauen entstanden. Lettland ist kostengünstiger und hat eine sehr gute Verkehrsanbindung nach Rußland. Unser Angebot geht über die sichere Einlagerung der Waren weit hinaus, umfaßt alle Dienstleistungen im Lager-, Transport- und Buchhaltungsbereich sowie die Absicherung des Transportes mit Begleitung durch Polizei, Miliz und private Sicherheitsdienste. Angesichts der Bedrohung derartiger Transporte durch die Organisierte Kriminalität in einigen russischen Häfen und auf der Straße bietet die Dienstleistung eine praktikable Perspektive. Bisher waren alle Transporte ohne Verlust, die Grenzpassagen dauerten unter zwei Stunden.
Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Holger Best.