Kurz nach der Vergabe der Olympischen Spiele 2012 und während des G8-Wirtschaftsgipfels wurde London am 07.07.2005 seit ca. 09.00 Uhr von mehreren abgestimmten Explosionen in stark frequentierten Infrastrukturbereichen erschüttert. Sie erfolgten im Stadtzentrum in der U-Bahn und in Bussen, es gab Tote und Verletzte. Laut Polizei handelt es sich offensichtlich um gut aufeinander abgestimmte Terroranschläge, Warnungen trafen zu spät für Gegenreaktionen ein. Zu beachten ist dabei sicher auch, dass London die am dichtesten mit vernetzten Videosystemen - über 4.000 im Zentrum - überwachte Innenstadt ist. Diese präventive Massnahme, die bestimmte Kriminalitätsformen vermindert oder verlagert hat, nützte hier nichts.
Damit demonstrierte der internationale Terrorismus seine Handlungsfähigkeit im alten Europa, seine Handlungsbereitschaft und die Ziele nähern sich immer mehr auch Deutschland. Es begann in Madrid, in London ist es die Zeit der Vergabe der Olympiade, in Deutschland vielleicht die Fussballweltmeisterschaft. Es ist Zeit für eine Überprüfung des doch recht allgemeinen Sicherheitskonzeptes, die stärkere Verankerung der privaten Sicherheitswirtschaft (siehe auch unter (7)), die Überwindung bereits sichtbarer und teilweise geleugneter Probleme (wie analoges veraltetes Polizeifunknetz, unterbezahlte und unzureichend ausgebildetete Bewachungskräfte - den terrorgefährdeten Reichstag Berlin bewachen mit 4,60 € Stundenlohn untertariflich bezahlte private Bewachungskräfte - 07/2005), die Ausweitung der Sicherungsverantwortung auch auf die vielen tausend noch völlig unübersichtlichen Begleitveranstaltungen mit zum Teil hochrangigen Teilnehmern u.a., noch ist Zeit für ruhiges Handeln, später nur noch für Aktionismus.
Bekennerschreiben und erste Aufklärungsergebnisse bestätigen den islamischen Terrorismus einschließlich einzelner Selbstmordattentäter als Urheber, Al Kaida hat sich bekannt. Bestätigt wurden bisher über 50 Tote und über 700 Verletzte.
Damit gewinnt auch der Artikel von Dr. Vietor in der WIK 01/2005 über "Möglichkeiten und Grenzen der Terrorismusbekämpfung durch private Sicherheitdienstleister" leider wieder an Aktuallität und man sollte dieses Thema schnellstens aus der zu akademischen Betrachtung in Deutschland herausholen. Wurde doch vor der 2. Deutschen Sicherheitkonferenz genau diese Fragestellung als "zu praktisch ausgerichtet" durch die Programmkommission wieder abgesetzt, man wünsche sich mehr "wissenschaftlich-theoretische Aussagen". Und scheitert nicht aktuell der an mehreren Stellen angedachte Hochschulkurs zum "Sicherheitsmanager" genau an dieser zu theoretisch-akademischen Ausrichtung? Die angesprochenen Unternehmen für den Absolventeneinsatz zögern mit Zusagen und der Bewilligung notwendiger Mittel. Die Konzepte überzeugten noch nicht.