Nach Veröffentlichungen in der österreichischen und deutschen Presse wurde in Klagenfurt bei der Fußball-Europameisterschaft eine deutsche Sicherheitsfirma festgestellt, von der einige der eingesetzten Mitarbeiter als Fußball-Gewalttäter und vorbestraft aufgedeckt wurden. Es soll sich dabei um ein deutsches Unternehmen der Top10 mit Subunternehmern handeln und inzwischen werden im Internetportal XING und diversen Chaträumen weitere Beispiele von Panikverpflichtungen von Sicherheitspersonal in letzter Minute unter Verzicht auf Führungszeugnisvorlage und Basisqualifikation mit Vergütungen weit unter 10 € Stundenlohn bekannt. Spesen sind natürlich ein Fremdwort, die Unterkünfte teilweise laut einer Ortsbürgermeisterin unzumutbar. In diesem Zusammenhang sind sicher mindestens folgende Aspekte interessant:
- Deutsche anerkannte Sicherheitsunternehmen akquirieren im In- und Ausland Aufträge, die sie mit eigenem Personal offensichtlich nicht mehr zu den vereinbarten Vergütungen realisieren können und daher auf partiell fragwürdige und nicht überprüfte Subunternehmen zurückgreifen. Der Druck der Vertragserfüllung ist offensichtlich so stark, dass auf rechtlich gebotene Standardüberprüfungen verzichtet und notwendige Entscheidungen nicht mehr getroffen werden. Der erste Fehler liegt aber sicher in fahrlässigen und auch zunehmend inkompetenten Entscheidungen im Zusammenhang mit der Übernahme der Aufträge überhaupt und das ist auch in Deutschland vermehrt festzustellen. Es bedarf keiner intellektuellen Meisterleistung, um die quantitativen und qualitativen Voraussetzungen eines Unternehmens für die Auftragsübergabe kompetent einzuschätzen, können und wollen muss man es natürlich trotzdem.
- Der Rückgriff auf derartige Subunternehmen und Einzelunternehmer erfolgt in der Regel nicht so blauäugig, wie man vermutet. Hier gilt eher der Grundsatz "Augen zu und durch, vielleicht geht es gut, Hauptsache es bleibt etwas übrig". Die Dramatik in der Personalsituation des deutschen Sicherheitsgewerbes nimmt zu und wird sich durch den zugespitzten Wettbewerb über den Preis noch weiter verschärfen. Wenn in Berlin im Juni 2008 in einem angesehenen Wirtschaftsunternehmen ein Sicherheitsdienstleister, der mit über 8,00 EURO brutto pro Stunde bereits übertariflich bezahlt, hinsichtlich der Dienstdurchführung jedoch kritisiert und mit einem Sicherheitsdienstleister, der nunmehr ca. 6,00 EURO pro Stunde brutto zahlt, ersetzt wird, ist dies sicher nicht die Lösung für die festgestellten Probleme. Es bestätigt lediglich was bekannt ist, dass die notwendigen Schlussfolgerungen aus den Entwicklungen im Geld- und Werttransport mit dem HEROS-Skandal im restlichen Sicherheitsgewerbe noch nicht gezogen wurden. In diesem Branchenbereich vollzieht sich bereits eine Marktbereinigung.
- Wenngleich die eingesetzten Subunternehmer einschlägig bekannt und im Einzelfall vorbestraft waren, ist nicht ausgeschlossen, dass sie über die gewerberechtlichen Voraussetzungen nach § 34 a Gewerbeordnung verfügen. Das sollte man als nicht besonders positiv werten, denn diese Voraussetzungen sind schon seit langem als nicht marktgerecht zu charakterisieren. Der Zugang ins deutsche Sicherheitsgewerbe ist sowohl für den Unternehmer als auch den Angestellten so einfach, dass die bekanntwerdenden Gewerberechtsverstöße eigentlich schon verwundern. Aber mancher schafft eben auch die IHK-Sachkundeprüfung nicht einmal mehr, die Durchfallquote in Juni-Prüfungen liegt weit über 50% der Teilnehmer. Für diese Entwicklung sind sicher mehrere Ursachen zu identifizieren. Zuerst liegen sie allerdings im Markt selbst, unseriöse Unternehmen nutzen das nur aus. Die fehlende Bereitschaft, den Aufwand für qualifizierte Sicherungsmaßnahmen angemessen zu vergüten, hat die Ursache in einer Unterbewertung der für den Zustand Sicherheit notwendigen Aufwendungen. Wer Korruption und Unterschlagung für ein normales Geschäftsgebaren in unserer heutigen Zeit hält, wird sich nicht mit einer qualifizierten Sicherheitsabteilung im Unternehmen seinen potentiellen Ankläger selbst schaffen. Das Ergebnis sind dann auch Verpflichtungen dubioser Sicherheitsunternehmen und Detektive durch betriebliche Sicherheitsbereiche, denen selbst die notwendige Qualifizierung für diese Arbeit fehlt, HEROS lässt grüßen.
Der AUSWEG wäre unter anderem eine marktgerechte Qualifizierung auch durch die Unternehmen selbst, betriebswirtschaftlich zu verantwortende Angebote, Verträge und Leistungsorganisationen sowie einfach mehr Verantwortungsbewußtsein und Moral einschließlich Konsequenz gegenüber Billigspreisausschreibungen. Fromme Wünsche?