Und dazu muss man sowohl den internen Entscheidern als auch den externen Dienstleistern mangelndes Rechtsbewußtsein und unzureichende Kompetenz unterstellen, denn natürlich gibt es auch rechtsgemäße Möglichkeiten. Dazu bedarf es allerdings fachlich kompetenter Beratung. Es ist eine Illussion, dass ehemalige Staatsdiener, Richter, Staatsanwälte, Bundeswehr- oder Polizeiangehörige auf Anhieb eine Sicherheitskonzeption in der privaten Wirtschaft oder eine Wirtschaftsschutzberatung mit nachfolgenden Ermittlungs- und Untersuchungsaufgaben bewältigen können. Das haben sie noch nie gemacht, denn das beginnt mit einer Sicherheitsanalyse ohne die bisherigen Möglichkeiten hoheitlicher Rechte und normativ vorgegebener Abläufe in einem ganz anderen Umfeld. SIEMENS hat dies wohl bereits schmerzlich feststellen müssen.
An sich für derartige Verdachtsmomente und Anhaltspunkte geeignete externe Wirtschaftsdetekteien und Beratungsunternehmen sollen in diese Abläufe bei TELEKOM involviert gewesen sein und räumen zumindest eine Dienstleistungen für Telekom ein. Die Wirtschaftsdetekteien Desa und Control Risk werden laut Berliner Zeitung vom 30.05.2008 derzeit mit den laufenden Verfahren in Verbindung gebracht, weisen jedoch eine Beteiligung an rechtswidrigen Handlungen zurück. Dabei kommt nebenbei heraus, das Desa für Control Risk mit freien Mitarbeitern als Subunternehmen tätig war, deren Aufgabengebiet in dieser Zeit entziehe sich der Kenntnis der Geschäftsführung. Na, eine Rechnung wird man ja geschrieben haben? Handelsblatt entzaubert in einem Beitrag vom 02.06.2008 den selbst verordneten NImbus von Control Risk in Deutschland und weist nach, dass der Weg betrieblicher Interna durch verzweigte Subunternehmerschaften sehr schnell aus der Kontrolle geraten kann.
Es ist leider im deutschen Sicherheitsgewerbe nicht unüblich, dass international hochangesehene Sicherheitsunternehmen nach einem Start in Deutschland weder ihre Ziele erreicht haben noch den international geschätzten Standard einbringen konnten. Das hat schon einige globale Sicherheitsunternehmen seit Ende der 90er Jahre getroffen und ist ein Phänomen ähnlich dem Handel. Die kritiklose Adaption internationaler Reputation darf in Deutschland durchaus als fahrlässig bewertet werden. Darum prüfe, wer sich bindet!
Ein aktuelles Problem des gesamten deutschen Sicherheitsgewebes - siehe auch den Beitrag vom 12.05.08 - sind Subunternehmerschaften bis hin zu völlig unkontrollierbaren SubSub-Verhältnissen. Grund sind in der Regel entweder Minimalvergütungen - in der Bewachung bietet man selbständigen Subunternehmern derzeit unter 7 Euro an -, zu wenig Personal oder fehlende Kompetenz. Der originäre Auftragnehmer vermittelt dem Auftraggeber meistens die Überzeugung von der Auftragsrealiserung mit eigenen Kräften, tatsächlich ist er gar nicht mehr Herr des Verfahrens. Die oftmaligen Niedrigentlohnungen und mangelnde Kompetenz lassen ein einheitliches Einsatzkonzept mit vorgelagerter Ausbildung und Einweisung meistens nicht zu.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Detektive hat in der Berliner Zeitung vom 30.05.2008 festgestellt, dass die beteiligten Unternehmen nicht BDD-Mitlgied sind und sich distanziert. Er verwies zurecht auf den einmaligen Umstand, dass in Deutschland Jeder Detektiv werden kann, ohne Führungszeugnisvorlage und damit auch vorbestraft, ohne Qualifizierung und ohne gewerberechjtliche Überwachung. Ermittler-Detektive werden von der geweberechtlichen Zulassung nach § 34a GewO nicht erfasst, ein idealer Einstieg auch für Terroristen und die Organisierte Kriminalität quasi von der Seite in Sicherheitsdienstleistungen. Übrigens wäre auch die Vorlage eines Führungszeugnisses allein nicht ein wirklicher Fortschritt, im Ausland abgesessene Haftstrafen sind dort in der Regel nicht erfaßt.
Wenngleich die politischen, moralischen und rechtlichen Aspekte beim TELEKOM-Skandal derzeit im Mittelpunkt stehen, die bei allen genannten Vorfällen sichtbar gewordenen Schwachstellen im Sicherheitsgewerbe einschließlich Detektive und wahrscheinlich auch Berater sollten langfristig wirkende Konsequenzen auslösen. Die Modifizierung der geweberechtlichen Zugänge in Sicherheitsdienstleistungen ist überfällig.