Äußerlich entsteht der Eindruck, dass durch die Flüchtlingskrise auch die deutsche Sicherheitswirtschaft in erhebliche Probleme geraten ist und für viele Betreuungsfehler und auch Übergriffe mit die Verantwortung trägt. Das mag im Einzelfall vielleicht sogar stimmen, in der Gesamtheit sicher nicht, denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Schon vor der Flüchtlingskrise fehlten über 10.000 Sicherheitsmitarbeiter in Deutschland für ausgeschriebene und übernommene Sicherheitsaufgaben. Auch schon vor der Flüchtlingskrise entsprachen der § 34a GewO mit den Regularien einer staatlichen Erlaubnis für die Bewachungstätigkeit, darunter auch für eine Basisbefähigung (genannt Unterrichtung oder IHK-Sachkundeprüfung), schon lange nicht mehr den Marktbedürfnissen. Obwohl bekannt, wurde nichts geändert und zuerst wohl die schrittweise Qualifizierung vieler Sicherheitsaufgaben verschlafen, aber nicht nur das.
Und für viele unzumutbare Zustände in den Flüchtlingsunterkünften trägt nicht der Sicherheitsmitarbeiter die primäre Verantwortung, sondern die zuständige Behörde oder Betreibergesellschaft, er muss sie nur vor Ort ausbaden und soll sie deeskalierend bewältigen. Dazu fehlen ihm/ihr aber die Voraussetzungen.
Alles das war seit Jahren bekannt, vermittelt 2008 und 2011 auch dem DIHK in Veröffentlichungen und diversen Gesprächen, und wurde ignoriert. 40 Stunden Unterrichtung (nicht Ausbildung) waren ausreichend für die Bewachung des Deutschen Bundestages (Zitat Gewerberechtstag 2008), die IHK-Sachkundeprüfung nach § 34a GewO erfordert immer noch weder eine nachweisbare Vorbereitung noch Dienstkunde-Wissen.
Durch die besonderen Bedürfnisse an Sicherheitsdienstleistungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise wurden diese jahrelang geduldeten Defizite lediglich dramatisch sichtbar gemacht. Und wiederum werden perspektivische Lösungen auch noch 2016 zurück gestellt, 40stündige Unterrichtung und IHK-Sachkundeprüfung ohne geregelte Vorbereitung (nötig wären
ca. 200 Stunden) erleben eine Auferstehung, nach wie vor ohne Dienstkunde-Themen und schon gar nicht mit krisenspezifischer Erweiterung.
Darüber hinaus fehlen schlicht die Interessenten an einer Bewachungstätigkeit, die Lage am Arbeitsmarkt ist auch dramatisch, weil eigentlich hervorragend für Arbeitsuchende. Selbst wenn die Fördermittelgeber wollten, und sie wollen wohl, es fehlen geeignete Bewerber.
Es bedarf einer nachhaltigen Lösung, derzeit wird nur temporär reagiert.